Yunnan ist eine Provinz Chinas und befindet sich ganz im Süden an der Grenze zu Laos und Vietnam. Die Flächendeckung ist etwas größer als Deutschland, klimatisch und landschaftlich ist Yunnan wahrscheinlich einer der besten Flecken der Erde. Geprägt durch milde Winter und angenehme Sommer wird die Hauptstadt Kunming zurecht als die Stadt des immerwährenden Frühlings bezeichnet. Besonders für Teegeeks sind die Berge Yunnans sowas wie ein heiliger Ort. Hier ist nachweislich der Ursprung vieler Teesorten und -kulturen zu finden und hier steht mit ca. 3200 Jahren der älteste Teestrauch bzw. -baum der Welt. Eine Plantage mit Hundert Jahre alten Teesträuchern ist keine Seltenheit, Gu-Shu Tee, also Tee von 100 Jahre plus alten Gewächsen wird oft angeboten.
Mein zweiter Trip ins mir heilige Yunnan beginnt ganz genau genommen in der chinesischen Kleinstadt namens Zouping, etwa 800 Km südlich von Peking gelegen. Das erste, was mich bei jedem Chinabesuch erwartet ist der Verwandtschaftsbesuch in diesem Städtchen. Nach dieser erfreulichen Obligation steige ich an einem Tag im Mai in einen Bus Richtung Jinan Domestic Airport um einige Stunden später im 3000 Km entfernten Kunming anzukommen. Von hier aus nehme ich einen Nachtbus und komme dann 9 Std. später in Pu Er City an. Die Busfahrt war die Hölle. 8 Uhr morgens, 21 Std. bin ich nun "auf dem Weg" und werde den ersten Tag erstmal irgendwie überstehen müssen, um nicht in eine Art domestic Jet-Lag zu kommen.
Ich hatte insgesamt drei Plantagen vorher herausgesucht, die wahrscheinlich unseren Ansprüchen genügen werden. Wir bevorzugen Plantagen, die ökologisch arbeiten und ausschließlich Premiumqualitäten anbieten. In Yunnan ist das nicht schwer zu finden, denn die meisten Plantagen bestehen bereits seit vielen Dekaden und es gilt dann eine lange Familientradition aufrecht zu erhalten. Ich verbringe den Tag mit Terminkoordination und schlendere durch die Bauernmärkte (Teemarkt, "Off-the-Radar-Markets") der Stadt. Hierbei ergeben sich nach gezieltem Fragen immer weitere Hinweise und Adressen für gute Gewächse. Mein Adressbuch ist wieder einmal voller Namen und Telefonnummern. Besonders angetan hat mir die Begegnung mit Senior Chef Fan, dessen Neffe mich dann auch drei Tage später zu dessen Plantage eskortierte.
Ich besuchte während meiner zwei Wochen in den Landkreisen Simao (Yunnan) und Xi-Shuang Banna (Yunnan) sieben Plantagen und war insgesamt von fast allen begeistert. Die besten Plantagen sind die der Familie Ta, der Familie Dong und dem relativ kleinem Gut der Familie Fan. Alle befinden sich im 30 Km Umreis um die Stadt Pu-Er und alle produzieren die klassischen Simao Sorten, wie die sehr bekannten Pu-Er Tees, Dian Hongs in verschiedenster Weise und natürlich auch Moonlight White (Yue Guang Bai) Tee. Bei der Familie Fan fiel mir allerdings noch eine mir bisher unbekannte Form des Dian Hong auf: Der Tee hatte durch einen weiteren Rollvorgang die Form von komprimierten Schneckenhäusern erhalten. Diese Formgebung hatte man sich bei der Produktion von Bi Luo Chun abgeschaut und auf Premium Dian Hong mit erstaunlich gutem Ergebnis angewendet.
Einblicke in die Produktion und Verarbeitung wurden mir leider nur teilweise gewährt: Ich war bei allen Plantagen ein noch "Unbekannter", der genau zur Hoch-Hochsaison Ansprüche stellte und bei der Plantage Fan beispielsweise war ich ein spontaner Besucher. Insgesamt war es ein sehr erhellender und ergebnisreicher Ausflug und ich werde voraussichtlich im Oktober 2018 zur Herbsternte wieder die Reise nach Yunnan antreten.
Auf Bald, lieben Gruß und genießt euren Tee!
Stephan
Wir haben euch diese Tees von unserer Reise mitgebracht:
One Leaf one bud
Weißer Tee ist die nach der Pflückung am wenigsten bearbeitete Form von Tee und beeindruckt hier als filigraner “Moonlight White” der Extraklasse.
One leaf one bud
Der schönste Dian Hong, den die Welt je gesehen hat. Und was er äußerlich verspricht, hält er im Geschmack doppelt und dreifach.